Wissen über Zecken

Zeckern erobern unseren Lebensraum

Erkankungsgipfel im Herbst

Zecken gehören mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren. Sie sind Parasiten, die sich vom Blut anderer Lebewesen ernähren. Die Parasiten können gefährliche Krankheiten übertragen – und sind nicht nur in Frühjahr und Sommer aktiv, sondern auch im Spätherbst.

Auch im Herbst eine Gefahr

Falls Sie im Oktober einen Spaziergang durch den Wald machen, Pilze und Nüsse sammeln oder im Garten arbeiten, ist Vorsicht geboten: Auch im Herbst tummeln sich die Parasiten im Gras, in Büschen und im Unterholz. Gerade wenn es mehrere Tage am Stück warm ist, sind die Blutsauger aktiv.

So bleiben Zecken kleben

Hat die Zecke einmal ein Stück Haut erwischt, haftet sie daran fest. Dafür sorgen Krallen und ein Haftpad. Forscher haben nun einen weiteren Faktor ausgemacht. „Dass nicht nur das Haftkissen, sondern auch die transparenten Krallen fast vollständig mit dem elastischen Protein Resilin gefüllt sind, ist eine Überraschung“, erklärte Dagmar Voigt vom Institut für Botanik der Technischen Universität Dresden (TUD), die zusammen mit Stanislav Gorb von der Universität Kiel zu Zecken forscht. Resilin ist eine Art Supergummi. Es kommt in der Natur oft vor, vor allem Insekten machen sich die hohe Elastizität des Proteins zunutze.

Gemeine Holzböcke (Ixodes ricinus) besitzen gekrümmte, spitze Krallen mit einem Haftkissen dazwischen, mit dem sie sich auf ebenen Substraten wie Haut und Glas halten können. Die Krallen ermöglichen das Verhaken an rauen Oberflächen wie etwa Haaren.

Weibliche Zecken haben größere Klauen und Pads. Ihre männlichen Artgenossen kommen mit kleineren Füßen klar, weil sie sich – ausgenommen vom Paarungsakt – kaum auf Wirten aufhalten. Weibchen vermögen sich mit einer Kraft an glatten Glasoberflächen festzuhalten, die dem 500-fachen ihres Körpergewichts entspricht, wie die Forscher berichten. Das biete Sicherheit – immerhin könne ihr Gewicht beim Blutsaugen um das 135-fache zunehmen.

„Was die Haftung angeht, sind die Zecken durch eine Kombination von weichen Kissen und scharfen Krallen beinahe Alleskönner“, erklärt Gorb. Auf Silikon und mikrorauen Kunstharzoberflächen können sie sich nicht halten, berichtet das Forscher-Duo im „Journal of Experimental Biology“. Das könne Ansätze liefern für die Entwicklung abweisender Materialien, Lösungen oder Cremes mit Mikropartikeln.

zeckenkopf

Zecken übertragen schwere Krankheiten

Zecken übertragen vor allem Viren, die FSME auslösen (Frühsommer-Meningoenzephalitis). FSME äußert sich durch Fieber und grippeähnliche Symptome, kann aber auch zu einer gefährlichen Hirnhautentzündung und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Allerdings führt nur jede dritte Infektion beim Menschen zur Erkrankung.

Bildet sich um die Biss eine gerötete Stelle die sich ausweitet – Wanderröte – sollten Sie allerdings umgehend einen Arzt aufsuchen.

Durch einen Zeckenbiss kann auch Borreliose übertragen werden, die in ganz Deutschland verbreitet ist. Eine wirksame Impfung dagegen gibt es bisher nicht.
Es ist nicht nur der Holzbock, der FSME übertragen kann, sondern auch die Auwaldzecke. Außerdem wurde auch in Deutschland schon ein Fall dokumentiert, bei dem das Virus durch infizierte Ziegen-Rohmilch übertragen wurde.

Warnung vor gefährlichem Powassan-Virus

Wissenschaftler des „Center for Disease Control and Prevention“(CDC) aus den USA warnen vor dem seltenen Powassan-Virus, das von Zecken übertragen wird. Etwa 75 Fälle wurden in den vergangenen zehn Jahren in den Vereinigten Staaten registriert, die meisten davon im Nordosten und der Great Lakes Region.

Symptome des mittels Zeckenbissen übertragenen Powassan-Virus können laut den Experten sein:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Schwächeanfälle
  • Krämpfe
  • Gedächtnisverlust

Die Zeitspanne, bis das Virus nach einem Zeckenbiss ausbricht, kann zwischen einer Woche und einem Monat betragen. Etwa zehn Prozent der Powassan-Erkrankungen enden laut dem CDC tödlich.

Die Hälfte derjenigen Erkrankten, die das Virus überstehen, hätten wohl langanhaltende neurologische Probleme wie Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen. Eine spezielle Behandlung für das Powassan-Virus gäbe es nicht. Jedoch sollten Betroffene in einem Krankenhaus mit Infusionen und Medikamenten behandelt werden, um ein Anschwellen des Gehirns zu vermeiden.

zecke

Die Gesundheitsbehörden raten allen, die in Risikogebieten leben oder Urlaub machen, zu einer Impfung. Die Risikogebiete liegen hauptsächlich im Süden der Republik – in Bayern und Baden-Württemberg sowie in einigen Teilen Hessens, Thüringens, Rheinland-Pfalz‘ und des Saarlands. Vereinzelt treten aber auch FSME-Erkrankungen in nord- und ostdeutschen Landkreisen auf.

Zecken sind mittlerweile auch in den Städten angekommen, weshalb Stadtbewohner ebenfalls auf bestimmte Merkmale achten sollten. So nutze beispielsweise der Holzbock grüne, feuchte und mit Laub bedeckte Stellen. Die Zecke ist daher nahezu überall präsent.

Der Impfstoff besteht aus abgetöteten FSME-Viren und wird in die Muskulatur injiziert. Für die anhaltende Immunisierung sind drei Impftermine notwendig. Die zweite Dosis wird ein bis drei Monate nach der ersten verabreicht, die dritte neun bis zwölf Monate nach der zweiten Dosis. Nach der zweiten Injektion ist der Impfschutz bereits vollständig erreicht, nach der dritten hält dieser dann für mindestens drei Jahre an.

Für viele ist das Impfen jedoch nicht unbedingt notwendig, da es in mehreren Bundesländern bisher nur einzelne Krankheitsfälle gegeben hat. Klären Sie am besten mit Ihrem Hausarzt ab, ob eine Impfung gegen FSME für Sie sinnvoll sein könnte.

Am Kopf der Zecken befinden sich die Saug- und Stechorgane. Damit graben sich die Parasiten in die Haut des Wirts und saugen dessen Blut auf. Durch Widerhaken am Stechapparat gelingt es den Zecken, sich festzuhalten, obwohl sich ihr Gewicht beim Fressen vervielfacht. Einige Zecken produzieren zusätzlich eine Art Klebstoff – allerdings kommen diese Arten kaum in Deutschland vor. Haben Zecken sich erst einmal festgebissen, sind sie oft nur schwer zu entferne

So entfernen Sie Zecken

Wenn Sie eine festgebissene Zecke an ihrem Körper entdecken, sollten Sie diese auf jeden Fall so schnell es geht entfernen. Denn je länger der Blutsauger mit dem Blutkreislauf verbunden ist, desto höher ist das Risiko, sich mit Krankheiten zu infizieren.

Packen Sie die Zecke mit einer Pinzette möglichst weit vorne am Kopf und ziehen Sie das Tier langsam heraus. Danach sollten Sie die Stelle desinfizieren und Ihren Hausarzt aufsuchen. Aber Achtung: Finger weg von Ölen. Denn leider ist es nur ein Mythos, dass Öle gegen Zecken helfen.

Dann muss der Parasit entsorgt werden. Bei einigen Methoden überleben die Plagegeister und können sich weitervermehren. „Das Herunterspülen in die Toilette überleben Zecken in der Regel“, warnt die Tierärztin Tina Hölscher von der Organisation Aktion Tier. Sie rät daher dazu, die Zecke

  • mit einem Insektizid zu besprühen
  • mit dem Feuerzeug anzünden oder
  • mit einem scharfen Messer den Kopf vom Körper abtrennen.

Riskant kann es dagegen sein, den Parasit zu zerquetschen – denn wenn das Tier kurz davor ist, Eier zu legen, verteilen sich diese mit dem Aufplatzen überall.

zecke_verbohrt

Wann ist Zeckensaison?

Zecken werden im Frühjahr – wenn die Temperaturen über acht Grad Celsius steigen – aktiv. Am häufigsten seien sie in der Mittagszeit, vor allem an sonnigen und windstillen Plätzen auf Wiesen, an Waldrändern und auch im noch sehr lichten Laubwald anzutreffen.

Zecken lieben feuchtwarmes Klima. Heftigen Regen und starke Winde mögen sie dagegen nicht. In der Regel halten die achtbeinigen Blutsauger von November bis Ende Februar Winterruhe. Allerdings beobachten Experten seit geraumer Zeit, dass die Tiere wegen des Klimawandels und milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten.

Die passende Kleidung schützt vor Zecken

Wenn sich ein Aufenthalt auf Wald und Wiesen nicht vermeiden lässt, tragen Sie stets lange Hosen und Oberteile mit langen Ärmel. Schützen Sie sich, indem Sie die Hosenbeine in die Socken und das T-Shirt in den Hosenbund stecken.

Auf heller Kleidung lassen sich Zecken leichter erkennen und entfernen. Suchen Sie sich nach einem Spaziergang gründlich ab, besonders an Ohren, Genitalien, Knie- und Armbeugen fühlen sich die Parasiten wohl. Antizeckenmittel bieten nur einen begrenzten Schutz für einige Stunden.

Nach oben scrollen